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Email an MdB Phillip Amthor

Sehr geehrter Herr Amthor,

in der Sendung Frühstart habe ich Ihre Einlassungen zum Thema Schwangerschaftsabbruch aus Ihrer persönlichen Sicht, sowie aus der Sicht ihrer Partei vernommen. Sie beziehen sich darin auf die Definition Leben, wie sie von der katholischen Kirche vorgegeben wird. Daran mögen Sie glauben oder nicht, was ihre persönliche Angelegenheit ist.

Der säkulare Staat lebt jedoch von der Neutralität gegenüber allen Weltanschauungen und Religionen. Das verpflichtet auch ihre Partei dazu, die Gesetzgebung so zu gestalten, dass sie frei von Einflüssen dieser Weltanschauungen und Religionen ist. Damit wird sichergestellt, dass der Staat sozusagen einen übergeordneten, rechtlichen wie ethisch neutralen Schirm spannen kann, unter dem sich die Vielfalt aller Religionen und Weltanschauung in einem geregelten System entwickeln kann. Und ja man kann hierbei nicht davon ausgehen, dass diese Neutralität immer vollständig gelingen kann, beruht sie doch auf einem Kompromiss aller Beteiligten. In einer pluralistischen Gesellschaft bildet sich diese Meinung auf demokratischem Wege und nicht per Diktat einer katholischen Kirche, deren moralische Glaubwürdigkeit zudem extrem gelitten hat.

Die Kritik an Frau Brosius-Gersdorf, wie sie seitens der katholischen Kirche bereits im Vorfeld geübt wird, halte ich für völlig indiskutabel. Ich empfehle die Kenntnisnahme eines Kommentars von Frau Jessica Hamed bei X vom 13. Juli 2025 (Jessica Hamed auf X: „Wie einflussreich die Kirche im – von Verfassungswegen – weltanschaulich-neutralen Deutschland ist, zeigt sich in der Causa Brosius-Gersdorf besonders eindrücklich. Bereits vor der gescheiterten Wahl nahm die katholische Kirche erkennbar Einfluss auf die Union.

Ihre Partei repräsentiert, soweit ich mich erinnere, etwas mehr als ein Viertel der Meinungen der Wahlberechtigten in der Bundesrepublik Deutschland. Die Regierungsfähigkeit der CDU/CSU wird durch eine Koalition mit der SPD ermöglicht.

Letztere hat selbstverständlich auch ein Vorschlagsrecht und Vorschläge sind von ihrer Partei zu respektieren, dürfen auch sachlich kritisiert werden. Frau Brosius-Gersdorf wird – hoffentlich – eine von 16 Richtern sein. Ihre Meinung wird von der Mehrheit der deutschen Bevölkerung geteilt. Insofern erachte ich es als einen Gewinn für unser höchstes Gericht, dass auch diese Meinung eingebracht werden kann, diskutiert werden kann und möglicherweise zu einer ausgewogenen Gesetzgebung beitragen kann. Ich habe sie aufzufordern, sich an diesen Fakten zu orientieren und nicht so zu tun, als gäbe es einen Alleinvertretungsanspruch der katholischen Kirche.


Mit freundlichen Grüßen
Alexander von der Nahmer

13.07.2025
 vdn@me.com